Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

PSYCHOMEDIA  |  Gemeinschaftspraxis für Psychotherapie | Gartenstraße 19 | 14169 Berlin

Grundlagen

Grundlage der Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ist die Annahme, dass in jedem Menschen ein „dynamisches Unbewusstes“ wirkt, ein Geschehen, dass dem Bewusstsein nicht unmittelbar zugänglich ist, das aber in Form von Symptomen, Haltungen und Empfindungszuständen Ausdruck findet. In der Folge sind es zwischenmenschliche und innerpsychische Konflikte, die an der Entstehung und Aufrechterhaltung von individuellen Störungen und Symptomen beteiligt sind. Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie zielt dabei, wie alle psychoanalytisch begründeten Verfahren, auf die Bewusstwerdung unbewusster Prozesse ab. Sie ist damit in der Regel ein konfliktaufdeckendes Behandlungsverfahren. Die Bewusstwerdung, das „Begreifen“, wird dabei zur Grundvoraussetzung für Veränderung und Verantwortungsfähigkeit. Eine Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie verspricht inneres Wachstum, erweiterte Konfliktbewältigungsfähigkeiten und gewachsene Freiheitsgrade. Die Symptomlinderung steht dabei nicht im Zentrum der Behandlung, sie ist eher ein regelmäßig zu erwartender Nebeneffekt. Das Symptom wird eher verstanden, als das, was es ist: ein Zeichen, eine Sprache, die psychisches Geschehen zum Ausdruck bringt, das dann im gemeinsamen Ringen um Erkenntnis in der Psychotherapie verständlich und beeinflussbar wird.  

Konflikt- und Entwicklungsstörungen

Neben den klassischen, neurotischen Störungen (viele Formen der Depression, Ängste und Beziehungsstörungen), die auf unbewusste, verdrängte Konflikterfahrungen zurückgehen sind es psychisch eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten, die psychisches Leid und Anpassungsnöte verursachen. Hier sind es häufig Verlust- oder Mangelerfahrungen, die in früheren Lebensabschnitten kompromisshafte Anpassungen und psychische Notlösungen erfordert haben und die sich mit der Zeit als nur unzureichend tauglich erweisen. Auch hier ist die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie bei einer spezifischen Anwendung ein geeignetes Behandlungsverfahren. Im Unterschied zu den eher konfliktneurotischen Störungen geht es hierbei, häufig ergänzend, auch um Unterstützung bei Konflikt- und Alltagsbewältigung, um Orientierung und um Wahrnehmungsunterstützung von Resourcen und Bewältigungsfähigkeiten.

Behandlungsablauf

Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie findet üblicherweise im aktiven Gespräch zwischen dem Patienten und der Psychotherapeutin, wahlweise auch der Patientin und dem Psychotherapeuten statt. Die Gesprächs- und Kontaktgestaltung, die berichteten Inhalte, die dabei wahrgenommenen Empfindungen und Emotionen – all dies stellt bedeutsames Material dar, die zugrundeliegende, häufig nicht bewusste Konfliktdynamik zu erkennen und benennbar zu machen. Die tiefenpsychologische Behandlung ist – wie alle psychoanalytisch begründeten Therapien – zunächst einmal eine „Redekur“. Das bedeutet, dass der Patient, die Patientin beständig aufgefordert ist, von sich und ihrem Erleben, ihren Gedanken und Erfahrungen zu berichten. Unter bestimmten Umständen kann es sein, das die Therapeutin vorschlägt, über das Gespräch hinaus, vielleicht im Rollenspiel, in der Aufstellung oder einer anderen Handlungsinszenierung das Mitgeteilte zu unterstützen. Oder aber, dass bestimmte Medien oder Gegenstände die Mitteilung erleichtern. Das Zentrum der Behandlung aber bleibt das aktive Sprechen des Patienten, der von Anfang an die Verantwortung für die Inhalte der Psychotherapie trägt. Die Therapeutin, der Therapeut verantwortet den Rahmen der Psychotherapie. Deutende Zusammenfassungen, Erklärungen, Konfrontationen und ganz besonders „verwundertes Erstaunen“ der Therapeutin führen dabei zu vertieftem Verständnis, Bewusstwerdung und häufig emotional erlebtem "Begreifen".

Tiefenpsychologisch fundierte Behandlung orientiert sich fortwährend an der Zeitbegrenzung einer Psychotherapie. Sie fokussiert auf bestimmte Konfliktbereiche und verfolgt begrenzte – nämlich benennbare – Therapieziele. Auch wenn die Symptomlinderung ein Ziel der Behandlung darstellt, kommt es regelmäßig während einer Behandlung zu Phasen verstärkter Symptomentwicklung, zu Rückschlägen und Stimmungseinbrüchen. Dies sind häufig unvermeidliche Begleiterscheinungen einer therapeutischen Entwicklung, so wie es überhaupt häufig zu einer vertieften Emotionalität und auch Sensibilität im Behandlungsprozess kommt. 

Rahmenbedingungen

Eine Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie kann bei uns in der Praxis als Einzeltherapie oder als Gruppenbehandlung durchgeführt werden. Ebenso ist es möglich, beide Anwendungsformen bei der gemeinsamen Planung einer Psychotherapie in den Vorgesprächen zu kombinieren und dabei festzulegen, welche Form die überwiegende Anwendung darstellen soll.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie wird im Umfang von bis zu 100 Psychotherapieeinheiten von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Die meisten privaten Krankenkassen und Beihilfestellen handhaben dies ähnlich. Hierbei ist das konkrete Vorgehen der Kostenübernahme jedoch in jedem Einzelfall vorab zu klären. Die Behandlung ist sehr häufig eine Langzeittherapie. Als Einzelbehandlung wird die Therapie in der Regel zu verbindlich vereinbarten, wöchentlichen Terminen durchgeführt und setzt eine kontinuierliche Behandlungsbereitschaft über einen längeren Zeitraum voraus. Längerfristige Unterbrechungen gilt es, möglichst zu vermeiden. Die Gruppenbehandlung wird sowohl als komprimierte Intensivgruppe wie auch als kontinuierliches Behandlungsangebot in wöchentlicher Frequenz durchgeführt.

Indikation zur Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie

Wie alle psychotherapeutischen Richtlinienverfahren stellt auch die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ein „Breitbandverfahren“ dar. Grundsätzlich können damit alle psychischen Erkrankungen und Störungsbilder behandelt und in ihrer Symptomatik gelindert oder geheilt werden. Insbesondere sind es Symptome, wie

  • Ängste, Niedergeschlagenheit, Unruhe, Lebensunlust, innerer Rückzug, Vermeidungsverhalten

  • sich wiederholende Kontakt- und Beziehungsschwierigkeiten

  • Spannungszustände, z. B. Spannungskopfschmerzen, Schlafstörungen, Nägelkauen, Tics

  • Zwänge, d.h. immer wiederkehrende Gedanken oder Handlungen, die als störend oder unsinnig erlebt werden

  • selbstverletzendes Verhalten, Gedanken an Selbsttötung

  • auffallend aggressives Verhalten

  • Lern- und Arbeitsstörungen

  • sexuelle Schwierigkeiten, problematisches Sexualverhalten

  • Suchtverhalten, z.B. Alkohol, Medikamente, Drogen, Spielsucht

  • Essstörungen wie Magersucht, Bulimie oder Fettsucht

  • körperliche Erkrankungen wie Asthma, Migräne oder Neurodermitis, an denen häufig auch seelische Faktoren als Auslöser mit beteiligt sind

die unter bestimmten Voraussetzungen eine Indikation zur Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie nahelegen. Diagnostisch gesprochen sind es vor allem Depressionen, Angststörungen, Zwangskrankheiten, Persönlichkeitsstörungen, psychosomatische Erkrankungen und Anpassungsstörungen, bei denen eine solche Behandlung indiziert ist. Eine individuelle Indikationsstellung, ob eine Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie in Ihrem Fall angezeigt ist, wird im Rahmen eines ersten Vorgespräches („Sprechstunde“) durchgeführt.